Mitarbeiter-Veränderung als Chance sehen

Vorwort – ein Erfahrungsbericht

„Als ich sagte, ich werde im Sommer kündigen, um die Aufgabe eines Restaurantleiters in der nahegelegenen Stadt zu übernehmen, bekam ich nur noch schlechte Wertschätzung oder gar keine mehr.“

„Drei Jahre war ich fast wie ein Sohn. Aber von dem Moment an, als ich meine Chefs informierte, dass ich mich beruflich verbessern könnte und in einiger Zeit das Unternehmen verlassen werde, gingen die Rollläden nach unten.“

Solche Aussagen sind leider keine Einzelfälle, wenn man sich zum Seminarbeginn mit den Teilnehmern unterhält. Viele Mitarbeiter zögern, Ihre Pläne offen anzusprechen und schieben die Kündigung bis zum allerletzten Moment hinaus. Ein Grund dafür ist, dass sie befürchten, danach nichts mehr zu lachen zu haben. Kann es tatsächlich sein, dass sich Betriebe so verhalten, wenn Mitarbeiter sich verändern wollen? 

Folgen

Über die Bedeutung der Mitarbeitergewinnung wird viel gejammert, eventuell auch über attraktive Einführungs- und Patenprogramme. Die prekäre Personalsituation der meisten Betriebe hat jedoch dazu geführt, dass NEUE Mitarbeiter intensiv umsorgt werden. Kann es dann auf der anderen Seite tatsächlich sein, dass wechselwillige und weiterbildungsorientierte Mitarbeiter mit Entzug von Wertschätzung bestraft werden?

Dabei muss man nicht groß Psychologie studiert haben, um sich klar zu werden, was ein unschöner Abschied beim scheidenden Mitarbeiter anrichtet: Er wird auf seinem weiteren Weg andere vor dem Hotel oder Restaurant warnen und das Image des Unternehmens wird massiv leiden.
Bei der schon fast unüberschaubaren Social-Media-Vernetzung in der heutigen Zeit ist das nicht auf eine Handvoll Freunde beschränkt. Schlechte Erfahrungen werden immer schneller weitergegeben als die guten. Das wissen Sie ja schon aus den Gäste-Bewertungsportalen.

Umgekehrt: Wer sich von seinem Betrieb fair und freundlich behandelt fühlt, der empfiehlt ihn weiter. Und vielleicht hat das Hotel oder Restaurant dann die Möglichkeit, schon frühzeitig einen Nachfolger zu suchen und findet dann auch den passenden Mitarbeiter. 

Wie lässt sich das Wissen ausscheidender Mitarbeiter bewahren?

Stellen Sie sich vor, ein kompetenter Mitarbeiter scheidet aus einem Hotel, Restaurant bzw. einem Unternehmen aus. Nun fehlt dem Nachfolger die fachliche Expertise, was so unter anderem zu einem Verlust der Qualität von Leistungen für ihre Gäste führen kann.
Hier kann Ihnen nicht nur die Entwicklung Ihrer Mitarbeiterpolitik helfen, sondern auch die Implementierung eines Gäste-Marken-Kontaktpunkt-Managements.

Aber es gibt auch die guten vorbildlichen Beispiele, wo der Hotelier mit ihren  Auszubildenden und früheren Mitarbeitern noch nach Jahren Kontakt pflegt. Alle Hotelfachschulen, Fachhochschulen und Universitäten legen Wert auf das Führen einer „Ehemaligen-Datei“. Warum? Es ist ein riesiger Multiplikator.

Was passiert in der Hotellerie und Gastronomie?

Mit Xing, LinkedIn, Facebook und Co. ist das heutzutage ja kein Hexenwerk, ein Ehemaligen-Netzwerk aufzubauen und möglicherweise einmal jährlich eine Ehemaligentreffen zu organisieren – ein netter Abend mit kollegialem Austausch.
Und wenn Sie dann dringend einen Souschef brauchen, kann man ja bei einem guten Commis von früher mal anklopfen. Ich kenne eine ganze Reihe von Tourismusstudenten, die an Wochenenden oder in den Ferien bei ihren früheren Betrieben einspringen. Und dass nicht nur, wenn kurzfristig Not am Mann ist.

Das funktioniert, wenn man das Ausscheiden als Markenkontaktpunkt definiert und Mitarbeiter von vornherein keine Angst haben müssen, dass Ihnen mit Kündigung die „Liebe“ entzogen wird.

Fazit

Viele Hotels und Restaurants verspielen eine große Chance, wenn sie veränderungswillige Mitarbeiter auf Entzug setzen, die ihr Hotel verlassen, um sich weiterzubilden, Erfahrung zu sammeln und dazuzulernen. Genau diese Mitarbeiter sind potenzielle künftige Bewerber – und so sollte man sie behandeln.

 

Werner Gärtner